Von den Zahnärztinnen zu den Chefinnen – Teil 4

Dr. Monika Brylka und Dr. Heike Grieco

Im dritten Artikel ging es der alten Praxis an den Kragen. Die alte Einrichtung musste in 7 Ta­gen beseitigt werden, um Platz für unsere neue moderne Praxis zu schaffen. Das war ein sport­liches Ziel und nur Dank tatkräf­tiger Unterstützung von Familie und Freunden zu bewerk­stelligen. In diesem Artikel möch­te ich nun von der Entsteh­ung unserer Praxis erzählen.

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Bilder zur Entstehung
Unser Fazit
Danksagung

Von der Geburt bis zur Hochzeit

Am 06. Januar ging es endlich richtig los. Unsere Erwartungen an diesen Tag waren riesig. Die Handwerker würden kommen und aus den Räumen, die kaum mehr als ein Rohbau waren, in Windeseile eine moderne, helle, schöne und vor allem unsere Zahnarztpraxis zaubern. Und wir würden uns dieses Geschehen aus der ersten Reihe mitansehen können. Kaffee und Kekse stan­den schon bereit. Diesen Tag haben wir seit der ersten Idee von unserer eigenen Praxis im Oktober herbeigesehnt.

Allerdings wurde ziemlich schnell klar: in Windeseile würde es nicht gehen und schon gar nicht wie durch Zauberei, sondern nur mit harter Arbeit. Und daraus, dass wir uns die Entstehung unserer Praxis aus der ersten Reihe würden ansehen können, wurde leider auch nichts. Wir würden mit anpacken müssen, um das Ziel rechtzeitig zu erreichen. Doch vor allem mussten wir unser Talent als Bauherrinnen finden und beharrlich anwen­den. Denn irgendjemand musste den Fortschritt des Projekts und den Zeitplan im Blick behal­ten. Die Arbeiten mussten koordiniert und abgestimmt werden und bei auftre­tenden Schwierigkeiten mussten Entschei­dungen getrof­fen werden. Das war wieder so eine Aufgabe (Stich­wort: Busi­ness­­plan), auf die wir ganz und gar nicht vorbe­reitet waren. Ein weiteres Mal mussten wir also ins kalte Wasser springen.

Die erste Herausforderung bestand schon darin, die Pläne richtig zu interpretieren. Keinem der Beteiligten war auf Anhieb klar, wo welches Loch gebohrt, welche Wand geschlitzt oder wo neue Leitungen gezogen werden mussten. So blieb es dann nicht aus, dass auch mal ein Loch an der falschen Stelle gebohrt wur­de, eine Stromleitung auf der spiegelverkehrten Seite aus der Wand schaute oder die falsche Wasserleitung lahmge­legt wur­de. Solche kleinen Missge­schicke versuchten wir mit Hu­mor zu nehmen, was uns mal mehr und mal weniger gut gelang. Doch unser Plan, die Handwerker mit frischem Kaffee und Keksen zu motivieren ging zu unserer Freu­de sofort auf. Einer der Elek­triker rief begeistert: „Jetzt komme ich jeden Tag gerne.“ Bingo! So wurden wir und unsere Hand­werker nach leichten Start­schwierigkeiten mit dem Projekt warm und die Fortschritte wurden allmählich sichtbar.

In der zweiten Woche wurde uns für einen Moment bange, als uns die Handwerker der Sanitär-Firma mit einer schlechten Nach­­richt konfrontierten. Wir wurden ins ehemalige Chefbüro – dem heutigen Prophylaxe­zimmer gerufen. Da das Zimmer früher als Büro diente, gab es hier noch keine Wasserleitungen und auch keinen Wasserabfluss. Beides musste für das Prophy­laxezimmer neu installiert werden. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich mit einem Ge­fühl der Schwere in das Zim­mer ging. Dort erklärte uns der Ober­monteur, dass es Probleme mit der Installation der Rohre für den Wasserabfluss gebe. Das würde nicht wie zu­nächst geplant um­gesetzt werden können. Es würde nicht funk­tionieren. Und man müsste sich etwas anderes einfallen lassen. Aber eine kon­krete Idee dafür gab es noch nicht. Mir stockte der Atem. Wenn für das Problem keine Lösung gefunden werden konnte, dann hätten wir einen Haken an das Prophylaxe­zimmer machen können. Somit war ein zentraler Baustein unseres Praxiskonzepts ernsthaft in Gefahr. Neben dem problematischen Wasserabfluss im Prohylaxe­zimmer bereitete uns zudem das zweite Behan­dlungszimmer größere Sorgen. Hier sollte der Behandlungsstuhl laut unserem Plan zentral im Raum platziert werden, weil dies die Ergonomie bei der Behan­dlung verbessern und für Barrierefreiheit sorgen würde. Bei der Umsetzung fiel allerdings auf, dass an dieser Stelle im Keller eine tragende Wand stand. Diese Wand hatten wir in unserer Planung über­haupt nicht auf dem Zettel gehabt. Und beim Bohren war Sie – kuckuck – auf einmal da und machte uns wortwörtlich einen Strich durch unseren Plan. Somit stand ein weiterer wichtiger Baustein unserer Praxis auf der Kippe. Zum Glück fanden die erfahrenen Sanitäre für bei­de Probleme letztlich pas­sen­de Lös­ungen und trugen somit maßgeblich dazu bei, unseren Traum zu verwirk­lichen. Dafür sind wir den Mon­teu­ren sehr dankbar.

Zu unserer Erleichterung sorgten nicht alle Aufgaben für so viel Anspannung. Die Maler­arbeiten und das Verlegen des Bodens klappte nach Plan. Der Einbau der Praxismöbel verlief tat­säch­lich ohne nennenswerte Schwie­rigkeiten. Auch die Installation der Licht­technik klappte quasi wie am Schnürchen. Ebenso konnte diese Webseite wie geplant online gehen. Dies war uns wichtig, weil wir auch außerhalb unserer Sprechzeiten für unsere Patienten da sein möchten.

Bilder zur Entstehung

Es vergingen sechs wirklich anstrengende Wochen mit einigen Höhen und Tiefen sowie recht langen und zum Teil ner­venaufreibenden Arbeits­tagen wie im Flug. Und dann kam endlich der ganz besondere Tag. Es war der 14. Februar. Die neuen Behandlungsstühle – oder die „Schätzchen“, wie sie von den Monteuren liebevoll genannt wurden – wurden geliefert und sollten eingebaut werden. Es war sozusagen der Tag der Hochzeit. Jedes Behan­dlungs­zimmer sollte mit ihrer jeweiligen Behan­dlungs­­einheit verheiratet wer­den. An diesem Tag sollte sich auch entscheiden, ob alle vorbereitenden Arbeiten, also das Legen der Wasser-, Luft- und Stromleitungen, richtig gemacht wurden. Dieser Tag hat sich fest in meine Erinnerung gesetzt. Wir beide haben uns wie verrückt gefreut. Die frisch renovierten und eingerichteten Räume – mehr war unsere Praxis bis zu diesem Zeitpunkt technisch ge­sehen nicht – würden sich durch den Einbau der Praxis­stühle endlich in eine echte Zahnarzt­praxis verwandeln. Wir konnten diesen Moment kaum erwarten. Gleichzeitig waren wir aber auch sehr nervös. Würden die Wasser-, Luft- und Stromlei­tungen pas­sen? Würden die „Schätz­chen“ anspringen? Und würden sie auch unseren Be­fehlen gehor­chen? Und tat­säch­lich hielten die „Schätzchen“ die Monteure und uns zeitweise ganz schön in Atem. Zwar pas­sten zu unserer Erleichterung die Leitungen auf Anhieb. Jedoch stellten sich die „Schät­z­chen“ bei der individu­ellen Einrichtung als echte Diven heraus. Drei Tage forderten sie den Monteuren einiges ab und ließen uns ban­gen. Wäre es hier zu größeren Schwierigkeiten gekommen, dann hätte dies den Eröff­nungs­termin (2. März) und ebenso den Einweih­ungs­termin unserer Praxis (29. Februar) gefährdet. Doch am 19. Februar war es dann endlich soweit. Unsere Zahnarzt­praxis war voll­ständig und wir waren unglaublich erleichtert. Alle Mühen der ver­gangenen Wochen und Monate haben sich ausgezahlt.

In den verbliebenen Tagen vor der Einweihung und Eröffnung erhielt unsere Praxis den letzten Feinschliff. Alles musste blitzblank geputzt werden. Es sollte alles perfekt für die Einweihung sein. Und es war buchstäblich eine Punktlandung. Wir putzten und polierten gemeinsam mit Familie und Freunden bis in die frühen Morgenstunden des 29. Februar bis wir schließlich mit allem zufrieden waren.

Machen Sie sich ein Bild von unserer Praxis mithilfe einiger Praxisimpressionen.

Unser Fazit

Wir sind jetzt ziemlich genau seit 4 Monaten in unserer Praxis tätig. Und wir haben in dieser Zeit deutlich mehr erlebt, als wir erwartet haben. Kurz nach der Eröffnung hat uns die Corona-Pandemie vor eine unerwartete Herausforderung gestellt. Quasi vom Start weg Krisen­ma­nage­ment zu betreiben, war alles andere als einfach für uns. Besonders wichtig war es, dass wir uns zügig an die neue Situ­ation angepasst haben. Wir finden, dass uns das gut gelun­gen ist. Mit dem Ergebnis unserer Anstrengungen sind wir zufrie­den.

Wenn wir gefragt werden, ob wir alles noch mal genauso mach­en würden, ist unsere Antwort immer ein klares: Ja! Denn die Selbstständigkeit ist die einzige Möglichkeit, Zahnmedizin nach unserem Qualitätsverständnis auszuüben. Das positive Feedback unserer Patienten gibt uns viel Kraft und motiviert uns tagtäglich bei unserer Arbeit. Und es bestätigt uns täglich darin, dass unsere Entscheidung zur Selbstständigkeit richtig war und entlohnt uns für alle An­stren­gungen, die wir dazu auf uns genommen haben.

Wir wünschen uns und hoffen, dass wir mit unserer „Ge­schi­chte“ über unseren Weg in die Selbst­stän­digkeit auch andere (vor allem auch Frauen) ermu­ti­gen, an ihre Ideen zu glauben und den Schritt in die Selbst­stän­digkeit zu wagen.

Danksagung

Wir möchten uns nochmals bei allen beteiligten Handwerkern bedanken. Erst durch ihren Arbeitseinsatz und ihre Ideen zur Lösung der aufgetretenen Kom­plikationen ist unsere Praxis zu dem geworden, was sie heute ist. Dafür danken wir besonders der Firma Glanz Heizung und Sanitär für die Instal­­lation der Wasser- und Luftleitungen. Außerdem danken wir der Firma Elektro Beschoner für die Instal­lation der Stromleitungen, Schalter und Steckdosen. Und wir danken den Firmen Plate und Dübel für die praktischen Möbel und die hervorragende Licht­technik. Nicht zuletzt danken wir der Firma Marx für die schön gestrichenen Wände und den passenden Bodenbelag.

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