In der vergangenen Woche hatten wir zwei Begegnungen mit schwangeren Patientinnen. Der Austausch mit den werdenden Müttern war sehr spannend für uns. Wir erfuhren einiges über die Erfahrungen der werdenden Mütter. Die Gespräche förderten auch einige verbreitete Sorgen und Unsicherheiten zu Tage. Wir fanden, dass die Informationen auch anderen Schwangeren zu Gute kommen können. Daher möchte ich Ihnen in diesem Artikel über die beiden Begegnungen berichten und Ihnen nützliche Hinweise und Tipps aus zahnmedizinischer Sicht geben.
Beide Patientinnen berichteten davon, dass eine Schwangerschaft viel Neues mit sich bringe. Sie löse ein neues bisher unbekanntes und schwer beschreibbares Gefühl aus. Der Körper ändere sich komplett und stelle sich auf ein neues Leben ein. Zugleich brächte eine Schwangerschaft in den ersten Monaten das Gefühl von Brechreiz und eine Geruchsempfindlichkeit mit sich. Meine Anmerkung: Durch das Erbrechen kann der Körper viel Wasser verlieren. Es ist wichtig, dass dies mit dem Frauenarzt abgeklärt wird. Auch die Einschränkungen durch das Corona-Virus setzten beiden Patientinnen zusätzlich zu. Sie dürfen zurzeit nur alleine, ohne ihre Partner, zur Vorsorgeuntersuchung. Beide Patientinnen waren sich aber einig, dass das Glücksgefühl über das kleine Lebewesen überwiege und alle unangenehmen Empfindungen wieder schnell in den Hintergrund treten ließen. An dieser Stelle habe ich mich gemeinsam mit den Patientinnen gefreut.
Bei der Kontrolle der Zähne und des Zahnfleisches ist mir bei beiden das leicht gerötete Zahnfleisch aufgefallen. Beide äußerten sich besorgt über das vermehrt auftretende Zahnfleischbluten in letzter Zeit. Eine Patientin war besonders verunsichert, da es im Volksmund heißt, dass jedes Kind einen Zahn kostet. Ich konnte ihr diese Angst nehmen. In der heutigen Zeit, mit den heutigen Möglichkeiten und dem Wissen zur Mundhygiene gehört dieser Spruch der Vergangenheit an. Es ist völlig normal, dass es während einer Schwangerschaft zu Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischbluten kommt. Das hat mit den hormonellen Veränderungen im Köper der werdenden Mütter zu tun. Wichtig ist hierbei, dass die Mundpflege nicht vernachlässigt wird und regelmäßig und konsequent durchgeführt wird. Zudem ist die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt wichtig. Eine unbehandelte Zahnfleischentzündung kann sich zu einer Parodontitis (auch als Parodontose bekannt) entwickeln, die nicht nur die Zähne gefährdet, sondern auch zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen kann. Durch die richtige Mundpflege und konsequente Behandlung wird die Parodontitis verhindert. Bei empfindlichem Zahnfleisch empfiehlt sich die Verwendung von Zahnbürsten mit weichen Borsten, um das Zahnfleisch zu schonen. Besonders empfehlenswert ist die Schwangerschaftsprophylaxe der Zähne. Bei dieser Prophylaxe werden die Zähne mit modernen Instrumenten gründlich von allen Zahnbelägen befreit. Auch das Zahnfleisch kann danach wieder entspannen. Die Prophylaxe ist im Grunde Wellness für Zähne und Zahnfleisch.
Durch vermehrtes Erbrechen und die veränderten Ernährungsgewohnheiten werden die Zähne anfälliger für Kariesbakterien. Zudem sinkt in der Schwangerschaft der Kalzium- und Phosphatgehalt im Speichel, wodurch der natürliche Schutz der Zähne eingeschränkt wird. Beim Erbrechen kommt Magensäure mit den Zähnen in Kontakt. Dadurch wird der Zahnschmelz geschwächt und die Anfälligkeit für Kariesbakterien steigt. In dieser Situation ist es wichtig, dem Zahnschmelz die nötige Zeit zur Erholung zu geben. Dies dauert ca. 30 Minuten. Es genügt hierbei, den Mund zunächst mit Wasser auszuspülen. Der Speichel schafft es, in dieser Zeit, die Säuren zu neutralisieren. In dieser Zeit sollten die Zähne nicht mit der Zahnbürste geputzt werden, da die Borsten der Zahnbürste den bereits von der Säure angegriffenen Zahnschmelz schädigen können.
Durch mehrere Zwischenmahlzeiten und vermehrten Heißhunger auf Süßes oder Saures steigt die Anfälligkeit für Karies zusätzlich. Um die Zähne zu schützen, sollten die Zwischenmahlzeiten reduziert werden und auf stark zuckerhaltige Getränkte verzichtet werden. Bei der Mundpflege sollte konsequent mit Zahnseide und Interdentalbürsten gearbeitet werden, um die Zahnzwischenräume zu reinigen. Mehrere Portionen Obst und Gemüse sollten und dürfen bedenkenlos verzehrt werden. Zu jeder Mahlzeit und über den Tag verteilt sollten zuckerarme Getränke eingenommen werden, um die Säuren zu neutralisieren. Dazu ist Wasser am besten geeignet.
Bei regelmäßiger und konsequenter Mundpflege und der Teilnahme an den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen werden Ihre Zähne die Schwangerschaft gut überstehen. Und Sie müssen sich von dem alten Spruch: „Jedes Kind kostet einen Zahn“ keine Angst machen lassen.
Unsere Tipps für gesunde Zähne während der Schwangerschaft:
Was wir zusätzlich für Ihre Zähne und ihr Zahnfleisch tun können:
Eine Schwangerschaft stellt besondere Anforderungen an die zahnmedizinische Behandlung und Therapie. Bei uns sind Sie und Ihr Ungeborenes in besten Händen. Wir beraten Sie gerne.